TALKING PICTURE BLUES (voices rising)

„Voices Rising“ im Song Won Art Space

Mit ihrem historischen Ansatzpunkt, den im 19. Jahrhundert weltweit entstehenden Bildindustrien, konzentriert sich die Ausstellung auf eine mythische Struktur im zeitgenössischen Denken über das mediatisierte Bild: Diesem Mythos gemäß müssen künstlerische Bilder „für sich selbst sprechen“, oder werden, wenn sie dies nicht tun, als sekundär, als derivativ oder gar überflüssig bewertet.

In der von Kurator Clemens Krümmel organisierten Werkauswahl findet diese Projektion des „sprechenden Bilds“, das dennoch in sich unzureichend bleibt, ihre Übersetzung in ein Arrangement „semi-autonomer“ Bilder. Aus bewegten und unbewegten Bildern zusammengesetzte Kunstwerke werden so immer in ihrem Verhältnis zu einer zusätzlichen Bedeutungsschicht gesehen, die man als „sprechend“ bezeichnen kann. Der wichtigste Außenbezug richtet sich auf verschiedene Arten der Bildrezitation - als historische Basis zeitgenössischer Kulturen des kommentierten Bildes.

Das Sprechen neben Bildern hat eine lange Geschichte, diese umfasst aber nicht nur die aus europäischer wie asiatischer Geschichte bekannten Bänkelsänger, Marktschreier und Vortragenden. Schon lange entwickeln sich Praktiken des Text-Bildes, textbasierter Formen dokumentarischer Kunst, Formen von Beschreibung und Rezitation, nicht nur im unmittelbaren Kunstkontext, sondern auch im Sinne hybrider künstlerischer Produktionsmodi eigenen Rechts.

Diese am Modell der Kabinettausstellung orientierte Schau präsentiert eine zeitgenössische Lesart von Begriffen wie „Layout“, „Rahmen“ und „Animation“. Insbesondere dadurch, dass in ihr Bilder unterschiedlichster Herkunft arrangiert und unterschiedlichste Grade an Performativität dieser Bilder in Schichten, Rahmenkonstruktionen und angedeuteten oder tatsächlichen Bewegungen transformiert werden.
https://www.goethe.de/ins/kr/de/ver.cfm?fuseaction=events.detail&event_id=20551899